Als Kulturagentin arbeite ich seit 2011. Aber wahrscheinlich hat diese Arbeit an Schnittstellen und im Dazwischen schon 2009 begonnen, als ich das erste Tuchmacherprojekt mit dem Kulturbüro der StädteRegion Aachen zusammen umgesetzt habe und in 10 Schulen mit künstlerischen Mitteln die Textilgeschichte der EUREGIO Maas-Rhein für und mit Kindern und Jugendlichen erfahrbar gemacht habe.
Schulentwicklung
Damals habe ich noch keine Schulentwicklung betrieben, aber erste Erfahrungen als Künstlerin im System Schule gesammelt.
Dann ging mit dem Start des Pilotprojektes „Kulturagent*innen für kreative Schulen“ in fünf Bundesländern und für mich in Aachen in drei Gesamtschulen alles ziemlich schnell. Wir haben im Turbogang versucht das System Schule zu stürmen und es für Kulturelle Bildung und die Kooperationspartner*innen aus den Kulturinstitutionen und der Freien Kunstszene fit zu machen. Bis heute hält dieser Sturm mehr oder weniger energisch an – denn die Bretter sind dick, die wir gemeinsam zu bohren haben und die Legitimation für Bildung außerhalb des Kanons der Fächer, die scheinbar auf dem direktesten Weg in eine Arbeitswelt führen, auf die die Schule vorbereiten soll, ist nach wie vor gering.
Zwischenraumblick
Aber im Laufe der Jahre, die ich nun mit kulturagentischem Zwischenraumblick in Handlungsfeldern von Bildung und Kultur unterwegs bin – und eben nicht nur in Schule –, hat sich gezeigt, dass der Bedarf an Menschen die zwischen Systemen, Weltanschauungen, Haltungen und Ansprüchen übersetzen, vermitteln und Wandel moderieren, stetig wächst. Unsere Bewusstheit von Komplexität nimmt z.B. durch die Globalisierung zu, aber unser Vermögen dem Anderen oder Fremden entgegen zu kommen nimmt nicht in gleicher Weise zu. Was unserem Bedürfnis nach Verbindung und Gemeinschaft zuwider läuft. In dem Maße, in dem wir die Welt (wirtschafltich) weiter erschließen und Fortschritt immer rasanter wird, müssten unsere sozialen und intermediären Fähigkeiten wachsen.
Übersetzer*innen
Auf der einen Seite braucht es also zunehmend Übersetzer*innen – Intermediäre –, die sich in verschiedenen Handlungsfeldern auskennen und Brücken bauen und auf der anderen Seite bieten Kunst & Kultur Räume, in denen Experimente, Fehler und Kreativität zu etwas führen, das zwar außerhalb des Fächerkanons in Schule liegt, aber innerhalb der Notwendigkeit Fähigkeiten zu schulen, die für die Lebensgestaltung in Zukunft immer notwendiger werden. Und wo ist der Ort, wo früh in der Biografie für möglichst viele Menschen solche Skills vermittelt werden könnten: in der Schule. Immer noch.
Kreative Schulen
Aber auch an dieser Stelle wird immer sichtbar, wie wichtig ein Mitdenken von Zwischenräumen, Möglichkeiten und ungewöhnlichen Verbindungen ist. Denn zunehmend rücken der Lebensraum von Schüler*innen als Lernumgebung, der Sozialraum als Aushandlungsort für Bildungsbiografien und der erleichterte Übergang zwischen Bildungs-, Ausbildungs-, Studien- und Arbeitswelten in den Fokus – bei gleichzeitigem massiv wachsendem Gegenwind gegen innovative und experimentierfreudige Vorreiter*innen.
Profil der Agent*innen des Wandels
Als Vorstandsmitglied im Bundesverband Kulturagent*innen e.V. arbeite ich mit daran all Agent*innen des Wandels und Meister*innen der Zwischenräume, wie Patrick S. Föhl sie bezeichnet, einen legitimen Platz in unserer Arbeits- und Lebenswelt zu ermöglichen. Mit angemessener Wertschätzung, die sich auch finanziell niederschlägt. Indem wir ein immer größer werdendes Netzwerk schaffen, in dem Austausch über Grenzen hinweg stattfinden kann, wie die Arbeit in und mit Wandlungsprozessen und durch tragfähige Kollaborationen gelingen kann.
Das hier einzusehende Profil des kulturagentischen Handelns als Schnittstellenmanager*in ist eine Momentaufnahme auf dem Weg eben dieses Profil gemeinsam weiter zu entwickeln. Über Genre-, Fach- und Institutionsgrenzen hinweg.

Und wer weiter lesen möchte, findet hier drei Möglichkeiten:
– Unser Heimat ist das Dazwischen. Kulturagent*innen als Agent*innen des Wandels. Ein Interview mit Thanassis Kalaitzis und Monika Nordhausen
– Bundesverband Kulturagent*innen e.V. (BVKA) – und hier speziell: Profil Kulturagent*in
– Patrick S. Föhl – Meister der Zwischenräume
Darüber hinaus biete ich alleine oder gemeinsam mit meinen Kolleg*innen vom BVKA Workshops an, in denen wir passend zu oben gezeigtem Profil die zwölf von uns als wichtig erkannten Bereiche, um die eigene Haltung zu reflektieren, in einem Worldcafé für Menschen aus den Handlungsfeldern Kultureller Bildung erschließen und bearbeiten. Und wir arbeiten an einer Fortbildungsreihe, um den kulturagentischen Blick auf die Arbeit an Schnittstellen weiter geben zu können. Bei Interesse freue ich mich auf Ihre oder deine Kontaktaufnahme.
